Y wie Young Wine – Der frische Neue im Glas
ZurückJung, wild, spritzig: Alles über Federweißer & Co. – das steckt hinter dem ersten Wein des Jahres.
Young Wine, Jungwein, Primeur – wie man’s auch nennt: Am Anfang war der Saft. Und dann? Wird er zum Jungwein – dem ersten flüssigen Versprechen eines neuen Jahrgangs. Für unseren Buchstaben Y im Wein-ABC widmen wir uns diesem besonderen Zwischenstadium zwischen Most und Wein – regional bekannt als Federweißer, Sturm oder Bitzler.
## Was ist Jungwein – und was ist teilweise gegorener Traubenmost?
Als Jungwein wird allgemein Wein aus dem aktuellen Jahrgang bezeichnet, der nur kurze Zeit nach der Gärung bereits trinkfertig ist. Noch etwas früher im Entwicklungsstadium ist der teilweise gegorene Traubenmost – auch bekannt als Federweißer (D), Sturm (AT), Bitzler (Pfalz), Rauscher (Rheinhessen) oder Sauser (Baden).
Dieser wird gezielt für den frischen Konsum hergestellt, meist aus früh reifenden Rebsorten wie Bacchus, Ortega oder Siegerrebe. Mit fortschreitender Reife kommen auch spätere Sorten wie Müller-Thurgau, Silvaner oder rote Rebsorten wie Dornfelder oder Frühburgunder zum Einsatz. Großproduzenten greifen mitunter auf Most aus Südeuropa zurück, der in Tankwagen geliefert wird.
## Wie entsteht der spritzige Genuss?
Durch natürliche oder zugesetzte Hefen beginnt der Traubenmost recht schnell zu gären. Dabei wird Zucker (Glucose und Fructose) in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Schon ab ca. 4 % Alkohol darf Federweißer verkauft werden – er gärt jedoch weiter, meist bis auf etwa 11 %.
Je nach Stadium der Gärung schmeckt der Jungwein süß, fruchtig und spritzig – fast wie Traubenlimonade, später mit mehr Alkohol und weniger Zucker. Wichtig: Die Flaschen dürfen nicht luftdicht verschlossen werden, da sich weiterhin CO₂ bildet – sonst besteht Explosionsgefahr. Deshalb der bekannte Hinweis: „Flasche nicht legen!“
## Nicht lange haltbar – aber umso beliebter
Federweißer ist ein echter Saisonstar – meist von Anfang September bis Ende Oktober erhältlich. Durch gekühlte Lagerung oder spätere Verarbeitung ziehen manche Winzer den Verkauf sogar bis in den Dezember. In Österreich darf Sturm laut Weingesetz vom 1. August bis 31. Dezember verkauft werden, bei mindestens 1 % Alkoholgehalt.
Der schnelle Verbrauch ist Pflicht: Auch gekühlt ist der Most nur wenige Tage haltbar.
## Genuss & Wirkung
Der teilweise gegorene Traubenmost überzeugt mit einer einzigartigen Mischung aus Spritzigkeit, Süße und milder Säure. Durch die natürliche Kohlensäure wirkt er zunächst wie eine frische Traubenlimonade oder ein süßer Schaumwein – leicht und belebend. Solange noch reichlich Zucker im Most enthalten ist, kaschiert dieser den bereits entstandenen Alkohol, was dazu führt, dass die berauschende Wirkung oft erst verzögert wahrgenommen wird.
Besonders beliebt ist der Genuss in Kombination mit klassischen Herbstgerichten wie Zwiebelkuchen, Flammkuchen oder gerösteten Maronen – eine kulinarische Liaison, die vielerorts zum festen Bestandteil der Saison geworden ist. Varianten aus roten Trauben – etwa als Federroter – schmecken aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe etwas herber als ihre weißen Pendants und bringen eine angenehm rustikale Note mit sich.
Neben dem geschmacklichen Erlebnis hat der Jungwein auch physiologische Wirkungen: Er enthält Milchsäurebakterien sowie einen hohen Anteil an den Vitaminen B1 und B2. Nicht zuletzt wirkt er durch seine Gärung förderlich auf die Verdauung, insbesondere auf die natürliche Darmbewegung – was ihm vielerorts den Ruf als „sanfter Magenputzer“ eingebracht hat.
## Weinkultur pur
Früher war der Verkauf nur regional möglich – Transport war wegen der Gärung kaum machbar. Heute wird Federweißer deutschlandweit angeboten, aber er hat seinen ursprünglichen Charakter als Direktverkaufsprodukt beim Winzer behalten. Viele Herbstfeste drehen sich um ihn – etwa das „Deutsche Weinlesefest“ in Neustadt oder das „Fest des Federweißen“ in Landau mit der traditionellen Weintaufe.
## Jungwein bei REBENGLÜCK
Mit etwas Glück lädt euch das Weingut im Herbst bei einer REBENGLÜCK Weinwanderung ein, frisch gekelterten Jungwein oder Federweißer direkt vom Fass zu probieren – spontan, lebendig, ehrlich.
Denn: Jungwein ist gelebte Weinfreude – direkt aus dem Herbst ins Glas.
Aktualisiert: 05.5.2025