Z wie Zertifizierung - Orientierung im Label-Dschungel des Weinbaus
ZurückNachhaltigkeit, Bio oder VDP? Was hinter den wichtigsten Weinsiegeln steckt – und was sie voneinander unterscheidet.
Wein ist mehr als Genuss – er ist auch Ausdruck von Haltung. Für viele Weinliebhaber*innen spielt es heute eine zentrale Rolle, unter welchen Bedingungen ein Wein entstanden ist. Die Vielzahl an Siegeln und Zertifizierungen auf Flaschenetiketten kann dabei jedoch schnell unübersichtlich werden. Bio, VDP, Fair’n Green oder vegan – was bedeuten diese Begriffe konkret, und worin unterscheiden sie sich?
Dieser Beitrag liefert einen Überblick über die wichtigsten Zertifizierungen im deutschen Weinbau und erklärt, wie sie sich voneinander abgrenzen – sachlich, verständlich und praxisnah.
## Die EU-Bio-Zertifizierung – das Fundament
Das bekannteste und am weitesten verbreitete Siegel im ökologischen Weinbau ist das EU-Bio-Label. Es verpflichtet zu einer umweltschonenden Bewirtschaftung der Rebflächen, die den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, leicht löslichen Mineraldüngern sowie gentechnisch veränderten Organismen verbietet. Stattdessen werden natürliche Mittel, mechanische Bodenbearbeitung und organische Dünger eingesetzt. Auch im Keller gelten Einschränkungen, etwa bei der Auswahl zugelassener Hilfsstoffe oder Schwefelmengen.
Das EU-Bio-Siegel bildet die Grundlage für alle weiteren ökologischen Verbände in Deutschland – wer z. B. nach Demeter- oder Bioland-Richtlinien wirtschaftet, erfüllt immer auch die EU-Bio-Standards. Die Kontrolle erfolgt jährlich über unabhängige, zugelassene Kontrollstellen.
## ECOVIN – Bio mit klarer Weinbau-Fokus
Wer sich über das EU-Mindestmaß hinaus für ökologischen Weinbau engagieren will, findet in ECOVIN den passenden Verband. Gegründet 1985, ist ECOVIN der erste und größte Zusammenschluss ökologischer Weingüter mit klarem Fokus auf den Weinbau. Die Richtlinien sind strenger als bei der EU-Bio-Zertifizierung: Sie schreiben etwa eine dauerhafte Begrünung der Rebzeilen, größere Rücksicht auf Biodiversität sowie zusätzliche Einschränkungen bei Ertrag und Kellerbehandlung vor. Der Einsatz von Herbiziden ist nicht zugelassen und die Verwendung von Kupfer wird restriktiver gehandhabt.
ECOVIN-Mitglieder dürfen das eigene Siegel auf den Flaschen tragen – zusätzlich zum EU-Bio-Logo.
## Bioland, Demeter und Naturland – über Bio hinaus
Die drei großen Bio-Verbände Bioland, Demeter und Naturland gehen noch einmal deutlich über die EU-Bio-Verordnung hinaus. Sie verstehen sich als ganzheitliche landwirtschaftliche Bewegungen – mit Fokus auf Kreislaufwirtschaft, Bodenfruchtbarkeit, sozialer Verantwortung und ethischen Grundsätzen.
- Bioland steht für konsequent ökologischen Anbau mit strikten Vorgaben etwa bei Düngung, Pflanzenschutz und Begrünung.
- Demeter ist besonders durch den Einsatz biodynamischer Präparate und die Orientierung an kosmischen Rhythmen bekannt – ein Ansatz, der im Weinbau zunehmend Anklang findet.
- Naturland verbindet ökologische Landwirtschaft mit globalen Standards, etwa durch Richtlinien zu Fair-Trade oder Sozialstandards im Betrieb.
Alle drei Verbände zertifizieren auch Weinbaubetriebe – stets zusätzlich zur EU-Bio-Kontrolle.
## Fair’n Green – Nachhaltigkeit im ganzheitlichen Sinn
Während die genannten Bio-Siegel vorrangig ökologische Aspekte abdecken, verfolgt Fair’n Green einen breiteren Nachhaltigkeitsansatz. Der 2013 gegründete Verband prüft Betriebe auf ökologische, soziale und ökonomische Kriterien. Dazu zählen u. a. die CO₂-Bilanz, Energie- und Wassermanagement, Verpackung, Biodiversität, Mitarbeiterschutz oder die Förderung regionaler Wertschöpfung.
Gleichzeitig verpflichtet sich jedes Mitglied zu einer kontinuierlichen Verbesserung: Fair’n Green ist damit nicht nur ein Nachweis über den Status quo, sondern auch ein klar definiertes Entwicklungsmodell. Die Einhaltung und Weiterentwicklung werden jährlich von unabhängiger Stelle überprüft. Dadurch bietet das Siegel sowohl Orientierung als auch die Sicherheit, dass Nachhaltigkeit aktiv gelebt und weitergedacht wird.
Ein wesentlicher Unterschied zu den Bio-Verbänden: Fair’n Green schreibt keine ökologische Bewirtschaftung im engeren Sinn vor, bewertet aber Umweltschutz umfassend.
## VDP – Herkunft, Qualität und Handwerk
Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ist keine Umwelt- oder Nachhaltigkeitszertifizierung, sondern eine Herkunfts- und Qualitätsgarantie. Die rund 200 Mitgliedsbetriebe verpflichten sich zu strengeren Regeln als gesetzlich vorgegeben – etwa reduzierten Erträgen, selektiver Handlese und einer klaren Gliederung nach Herkunft: vom Gutswein über Orts- und Erste Lage bis hin zur VDP.GROSSEN LAGE®.
Der Fokus liegt hier auf dem Ursprung des Weines – also dem Boden, dem Mikroklima und dem handwerklichen Ausbau. Die Mitgliedschaft ist freiwillig und wird durch regelmäßige Prüfungen kontrolliert. Viele VDP-Betriebe arbeiten zusätzlich nach ökologischen oder nachhaltigen Standards, verpflichtend ist das aber (noch) nicht.
## Vegan – Kellerarbeit ohne tierische Hilfsmittel
Ob ein Wein vegan ist, entscheidet sich nicht im Weinberg, sondern im Keller. Für die Schönung und Klärung des Weines wurden früher häufig tierische Produkte verwendet, etwa Gelatine, Eiweiß oder Hausenblase (Fischblase). In veganen Weinen kommen stattdessen pflanzliche oder mineralische Mittel zum Einsatz – oder es wird ganz auf Schönung verzichtet.
Da die gesetzlichen Anforderungen zur Deklaration sehr niedrig sind, erkennen Verbraucher*innen vegane Weine meist nur an freiwilligen Siegeln, z. B. dem V-Label oder eigenen Angaben des Weinguts. Eine vegane Zertifizierung lässt Rückschlüsse auf einen bewussten und transparenten Umgang mit Kellerhilfsstoffen zu – unabhängig von der Anbauweise.
## Was bedeutet das für REBENGLÜCK?
Bei unseren REBENGLÜCK Weinwanderungen legen wir großen Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und Transparenz. Viele der Weingüter, mit denen wir zusammenarbeiten, sind Bio-zertifiziert oder sind Teil des VDP. Einige Betriebe produzieren zudem konsequent vegane Weine. Das alles zeigt sich nicht nur auf dem Etikett, sondern schmeckt man auch im Glas.
Unsere Touren sind nicht nur ein Genusserlebnis, sondern auch eine Einladung, mehr über die Herkunft und Philosophie der Weine zu erfahren. Zertifizierungen helfen dabei, genau hinzusehen – und die Geschichten hinter dem Wein bewusster zu erleben.
Aktualisiert: 04.6.2025